Angeheftet
Zeitsprung unter Schnee und Eis
Lost Places im Winter
Auch wenn der fotogene Schnee-Winter immer öfter ausbleibt, liefern zahlreiche Archivaufnahmen leicht wehmütig angehauchte winterliche Impressionen aus vergangenen Jahren. Auch – oder gerade weil – der Schnee interessante Spuren an den Lost Places abdeckt.

Früher war mehr Lametta
heißt das berühmt gewordene Zitat aus dem Loriot-Sketch Weihnachten bei den Hoppenstedts
aus dem Jahr 1976. Früher war natürlich auch mehr Schnee – wenigstens in der Erinnerung. Aktuell bleibt in unseren Breiten die weiße Pracht immer häufiger aus. Dass dies in den vergangenen Jahren wenigstens für einige Tage nicht immer so war, offenbart ein Blick ins Bildarchiv. Zutage kommen keine spektakulären Katastrophenbilder mit meterhohen Schneeverwehungen, sondern Alltagsaufnahmen mit Lost Places in Weiß. Auf ihnen zeigt sich der schnell ablaufende Wandel der Stadtlandschaften. Im Mittelpunkt stehen vergangene Zeiten und verschwundene Orte, selbst wenn seitdem nicht einmal ein halbes Jahrzehnt verstrichen ist. Die mehr oder minder weiße Schneedecke deckt ab, nivelliert die Unterschiede und verziert. Sie überzieht Neubauten wie Ruinen, Brachflächen ebenso wie Landschaften und Parks.
Winter ist für Lost Places egal
Doch mit Bestimmtheit kann man die egalisierende Rolle gewiss nicht behaupten. Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall. Auch wenn die Schneedecke mit ihren vielfältigen Mustern vieles abdeckt, unterstreicht sie doch auch die zeitliche und räumliche Entrücktheit der Objekte aus dem aktuellen Geschehen. Wenn es ein geplantes Wieder-Aufstehen zur Frühlingszeit geben würde, könnte man wahrscheinlich auch von einem vorübergehenden Winterschlaf sprechen.

Winterzauber sieht anders auch
Das, was bislang in unserem Kulturkreis mit Weihnachten verbunden wird, hat mit den Lost Places ungeachtet einer anheimelnden und attraktiven Schneedecke oberflächlich betrachtet eher nichts zu tun. Doch Weihnachten bedeutet Wintersonnenwende, kündigt die kommenden helleren Tagen an und steht nicht zuletzt auch für ein über allem stehendes Heilsversprechen. Letzteres kann stutzig machen – verbirgt sich dahinter nicht auch der Gedanke, so etwas auch im sonst recht trüben Feld der Lost Places zu erleben? Dass erhaltenswerte oder interessante Bausubstanz einen Investor findet, der interessante Zeitzeugen erhalten möge und nicht allein eine historische Fassade vor einen Neubau stellt?









THEMEN
Angeheftetes auf ZeitBrüche:
Es ist Advent – Der etwas ander Adventskalender
Das schöne Detail – Nicht alles ist in Moll gesetzt
Lost Places im Herbst – Die interessante Jahreszeit
Einblicke und Ausblicke – Wechsel der Blickrichtung
Der Schlusspunkt – Die letzten Punkte im Überblick