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So geht Lockdown | ZeitBrüche

Dichtmachen – ­Aber richtig!

Orte, die aus der Zeit gefallen sind, unterliegen dem Dreischritt der Nichtnutzung: Es beginnt mit dem Hinaustragen wertvoller Gegenstände, anschließend ergänzt durch das Hineintragen von Müll. Nach einiger Zeit folgt ein Brandschaden, der schließlich die Abrissphase einläutet.

Verschlossene Fenster und Tür
Beim Thema Lost Places steht Lockdown in einem ganz anderen Zusammenhang

Schritt Eins – ­Das Hinaustragen

Das Dichtmachen grenzt aus der Zeit gefallene Objekte funktional und räumlich ab. Verschlossene Türen und Fenster sind das weithin sichtbare Zeichen einer bereits länger währenden wirtschaftlichen Schieflage. Dabei dienen die martialischen Sicherungsmaßnahmen dem Selbstschutz, ein einfaches Abschließen reicht nicht mehr aus. Es müssen wirksamere Hürden für ungeladene Gäste gesetzt werden.

Historische Tür
Leerstand im öffentlichen Raum bedarf heutzutage einer besonderen Sicherung
Mit Bautür gesichert
Die harmloseste Form der Sicherung ist die Bautür, die von allein verschwindet
Verschweißte Tür
An einem ehemaligen Militärobjekt ist die Sicherung schon etwas robuster ausgeführt
Rasengittersteine im Eingang
Rasengittersteine sind auch außerhalb ökologischen Bauens von Nutzen

Schritt Zwei – ­Jetzt trägt man hinein

Bis zum ersten Loch im Zaun ist es nur eine Frage der Zeit. Zuerst sind es leere Getränkebehälter und fastfoodverpackungen, die der umweltbewussten Generation aus Hand oder Tasche fallen. Dann folgen Glasflaschen und die Splitter eingeschlagener Fensterscheiben. Bald wächst der Müllberg ohne Unterlass. Häufig scheint man dabei keine Mühen zu scheuen, um mit unhandlichem Müll die entlegensten Ecken zu erreichen.

Verlassener Ort mit Mülltonne
Seltene Ausnahmen bestätigen die Regel: Es gibt auch ordentliche Lost Places
Vermüllte Garage
Verlassene Orte ziehen binnen kurzer Zeit alle Arten von Müll magisch an
Müll im Kraftwerk
Zum Ablagern von Müll werden weder Kraft noch Barrieren gescheut

Schritt Zweieinhalb – ­Zwischennutzung

Bunt, bunter, Einheitsbrei: Was es früher nicht gab, war Farbe in Dosen und ihre Auswirkungen im Stadtbild. Dabei suchen Graffitis entgegen populärer Lehrmeinungen nicht unbedingt das Licht der Öffentlichkeit. Viele wirkliche Künstler haben ihren speziellen Raum oder ihre speziellen Objekte für sehenswerte Kunst gefunden. Manche dieser Kunstwerke möchte man mit den geläufigen Schmierereien am nächsten Fassadeneck gern tauschen.

Graffiti an Kessel
Entgegen gängiger Meinungen suchen viele Graffitikünstler nicht die Öffentlichkeit
Türen mit Graffitis
Undokumentiert bleiben unzählige Quadratmeter wie entstandene Farbkosten
Graffitifassade
Im öffentlichen Bereich sind meist nur banale Schmierereien zu finden

Schritt Drei – ­Der warme Abriss

Bald bahnen sich Trampelpfade unerbittlich ihren Weg und bringen unerfreulichen Besuch mit sich. Es folgen die obligatorischen Brandschäden. Was verlassen dasteht, kann man ja anstecken, vom verbotenen Gegenteil war schließlich nichts zu lesen. Nicht selten kommt so eines zum anderen. So wie früher ein Dachrinnenschaden ein komplettes Gebäude ins Verderben ziehen konnte, sind es heute diverse Brandschäden, die am Ende ganze Karrees auslöschen.

Ausgebrannte Fahrzeuge
Über Akte des Vandalismus scheint allein das Unbeobachtetsein zu entscheiden
Niedergebranntes Gebäude
Brandstiftung vermindert das später abzureißende Gebäudevolumen
Abgebranntes Gasthaus
Manche Gebäude kommen auch ohne Leerstand zu einem Brandschaden
Dachschaden nach Brand
Mehrere Brandschäden machten die leerstehenden Fabrikgebäude zu Ruinen
Ausgebrannte Ruine
Mehrfache Brandschäden hinterließen nur noch ausgebrannte Gebäudereste
Zugemüllte Fabrikhalle
Besucher und Vandalismus haben (wieder einmal) einen Lostplace niedergemacht

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